Filialkirche St. Wolfgang
Unweit nordöstlich von Velburg, knapp 2 km, ragt auf halber Bergeshöhe die Wallfahrtskirche St. Wolfgang in die hügelige Landschaft. Schon von weitem ist der wuchtige Turm mit dem spitzhelmigem Dach zu sehen.
Über die Erbauung der Kirche gibt eine an der Westseite eingelassene Tafel Auskunft. Die Inschrift lautet: als peter mavrer vo der Weiden den pav gemacht hat m cccc lxvii (Als Peter Maurer von Weiden, den Bau gemacht hat 1467). Bei diesem Kirchenbau wurde offenbar ein älterer Bauteil, heute die Sakristei, mitverwendet. An das einschiffige Langhaus schließt sich der etwas schmälere gewölbte Chor an. Dessen schwere Kreuzrippen sind noch voll erhalten und bei der letzten Restaurierung konnte deren ursprüngliche Farbtönung wieder freigelegt werden. Die Schlusssteine im Chorgewölbe tragen die Wappen von Pfalz – Bayern, vom Geschlecht der Wispeck und der Stadt Velburg. Bemerkenswert ist, dass an den gotischen Fenstern die originalen Maßwerke, die abwechslungsreiche Formen zeigen, weitgehend erhalten geblieben sind. In das zur Zeit der Gotik ebenfalls mit einem Rippengewölbe ausgebildete Langhaus wurde 1757 unter Stadtpfarrer Xaver Bertlin eine Flachdecke eingezogen und mit aufgemalten Ornamenten und Deckenbildern ausgestattet. Die Bilder schuf der Velburger Maler J. G. (Johann Georg) Haemmerl. Im Hauptbild ist die Aufnahme des hl. Bischof Wolfgang in den Himmel zu sehen. Das rückwärtige Bild zeigt die Kirche St. Wolfgang, Velburg und seine Burg, Schloss Helfenberg, die Nürnberger Burg sowie aus Richtung Oberweiling und Klapfenberg kommende Pilger, die schwere Kreuze zum Kalvarienberg tragen. Über der Landschaft schwebt ein Engel mit den Wappen von Nürnberg und Velburg.
Wie kommen nun Burg und Wappen von Nürnberg in die Bilder? Auf diese von manchen gestellter Frage gibt der Pfleger Johann Rudolph Windisch in seinem Velburger Grundbuch möglicherweise eine Antwort. Er berichtet nämlich, dass Nürnberg und Weißenburg „jährlich öfters prozessionaliter (wallfahrend) zu der außer der Stadt entlegenen Kirchen St. Wolfgang und denen daselbst gewesten großen Märckhen (Märkten) sowohl Andacht als auch Verkaufung halber sich eingefunden haben“. Mit den eingezeichneten Emblemen ist so die Pilgerschaft aus dem Frankenland dokumentiert.
Kostbarer Schatz der Kirche sind die drei spätgotischen Altäre. Der Hochaltar birgt in seinem Schrein die Figuren des Kirchenpatrons St. Wolfgang, des Pestpatrons St. Sebastian und des Schutzheiligen der Diözese Eichstätt St. Willibald. Am bedeutendsten sind die vier Bilder der Altarflügel, welche die vier Evangelisten (oder die vier Kirchenväter mit den Symbolen der Evangelisten?) darstellen. Interessant sind die gemalten Szenen insbesondere deswegen, weil in akribischer Detailtreue die Ausstattung mittelalterlicher Schreibstuben vorgestellt wird. Im Predellenbild ist Christus im Kreise der zwölf Apostel zu sehen. Von den beiden Seitenaltären wird angenommen, dass sie eine Stiftung des 1500 verstorbenen Eichstätter Domherrn Heinrich von Redwitz sind. Im linken Seitenaltar steht im Schrein die Mutter Gottes, im rechten eine Statue der hl. Katharina. Die Klappflügel tragen innen Flachreliefs: links Johannes der Täufer und Johann Evangelist, rechts Christophorus und Georg. Die Predellengemälde zeigen beim Marienaltar die Auffindung des Kreuzes Christi, beim Katharinenaltar Maria mit dem Kind in der Gemeinschaft von Heiligen (Willibald, Agnes, Ursula, Walburga, Dorothea, Elisabeth).
Auf den Kirchenpatron St. Wolfgang ist noch wiederholt hingewiesen: an der nördlichen Langhauswand durch eine spätgotische Plastik um 1480, in einem kunstvoll geschmiedeten alten Beschlag an der Sakristeitüre und durch vier sich auf das Leben des Heiligen beziehende Darstellungen an der Emporenbrüstung. Ehedem war St. Wolfgang, bis um 1574 zur Pfarrei Oberweiling gehörend, ein vielbesuchter und weithin bekannter Wallfahrtsort. Der Volkskundler Franz Xaver von Schönwerth bezeichnete ihn 1857 als das „oberpfälzische Altötting“. Die Blütezeit war wohl das Ende des 15. Jahrhunderts, denn es sollen zu dieser Zeit zwei Kapläne für die Wallfahrt tätig gewesen sein. Einen starken Einbruch brachte die Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts. Nach dem 30-jährigen Krieg schien die Entwicklung wieder recht hoffnungsvoll zu werden, konnte sich auf Dauer aber nicht mehr durchsetzen. Der Wallfahrt abträglich dürften auch die Folgen der kirchenfeindlichen Säkularisation gewesen sein.
Heute ist es um St. Wolfgang still geworden. Nur dreimal im Jahr gibt es noch kirchliche Höhepunkte: den Emmausgang am Ostermontag zum Festgottesdienst (und dem traditionellen Brauch des "Oiapicka" - Eierpickens - vor der Kirche), die Bittprozession am Tag vor Christi-Himmelfahrt und die Feier des Kirchenpatroziniums am letzten Sonntag im Oktober.