Wallfahrtskirche Herz-Jesu Velburg
Die einzige Herz Jesu – Wallfahrt in Bayern ist heute die Herz Jesu – Kirche auf dem westlich der Stadt Velburg nahegelegenen Herz Jesu – Berg.
Die Anfänge der Kirche und Wallfahrtsstätte begannen im Jahre 1696 mit der Errichtung einer Kreuzigungsgruppe auf dem 563 Meter hohen Hohenberg. Im gleichen Jahr entstand noch eine Darstellung des hl. Grabes in Form eines offenen Rondells, nachdem die Kirchenbehörde den Bau einer geschlossenen Kapelle abgelehnt hatte. Der Berg war jetzt zum Kalvarienberg oder Kreuzberg geworden.
Dass die später erneut einsetzenden Bemühungen um den Bau einer kleinen geschlossenen Kapelle, in welcher auch das hl. Messopfer dargebracht werden konnte, zum Erfolg führten, ist den Gebrüdern Andreas und Arsenius Müller zu verdanken. Diese stammten aus Erbach im Rheingau. Andreas, der jüngere der Brüder, kam 1723 als Eremit auf den Berg, Arsenius einige Jahre später.
Die beiden frommen Einsiedler, erfüllt von Glaubenseifer und jugendlicher Tatkraft, betrieben nun nachhaltig den geplanten Kirchenbau. Dabei lag ihnen das Anliegen der Velburger wohl näher als die ablehnende Haltung der kirchlichen Obrigkeit. Schon wenige Jahre nach ihrem Hiersein, es soll um 1730 gewesen sein, wurde eine geschlossene Kapelle über dem hl. Grab erbaut, bezeichnet als Kreuzkirchlein.
Nach dem Bau der Grabkapelle kamen ständig mehr und mehr Besucher auf den Berg. Die Gebrüder Müller planten deshalb eine Erweiterung des Kreuzkirchleins und hatten für einen Kirchenbau schon Gelder aus Opfergaben zur Verfügung gehalten. Doch infolge Meinungsverschiedenheiten zwischen Velburger Pflegsbeamten und dem Stadtmagistrat verzögerte sich der Baubeginn. Diesen durften die beiden Brüder, die maßgeblich die Entfaltung der Andachtsstätte gefördert hatten, nicht mehr erleben. Frater Arsenius starb 1756, sein Bruder Andreas 1769. Die Stadt Velburg hat ihr verdienstvolles Wirken nicht vergessen. In Erinnerung an die beiden Wohltäter erhielt eine Straße im nahe gelegenen Baugebiet Am Hohenberg die Bezeichnung „Eremiten-Müller-Weg“.
Schon kurz nach dem Tod von Andreas Müller wurden die Pläne für einen Erweiterungsbau wieder aufgegriffen und realisiert. Baubeginn war im Jahre 1771. Der Erweiterungsbau fügte sich unmittelbar an die Grabkapelle an. Für die neue Kirche, die 1775 benediziert wurde, hatte man das Patronat zum Heiligen Herz Jesu bestimmt und ein Herz Jesu – Bild als Altarbild gewählt.
Dieses Bild weist eine Besonderheit auf. Der Maler Conrad Wild hat das Christusbild in einem Rahmen gestellt und so ein Bild im Bild geschaffen. Das Kreuzkirchlein war jetzt zur Herz Jesu – Kirche geworden und damit die Wallfahrt zum Herzen Jesu begründet. Bald wandelte sich die Bezeichnung Kalvarienberg in Herz Jesu – Berg. Das neue Bergheiligtum erfuhr bei der Bevölkerung eine ungeahnte Resonanz. Von überall her kamen in großer Zahl Besucher und Wallfahrer. Wiederum erwies sich die Kirche als zu klein.
Die Genehmigung für einen nochmaligen Erweiterungsbau wurde 1791 erteilt, 1792 mit dem Bau begonnen und noch im gleichen Jahr unter Dach gebracht. Der achteckige Anbau (Oktogon) schloss unmittelbar an die bestehende Kirche, das heutige Presbyterium, an. Die vollständige Fertigstellung zog sich jedoch bis zum Jahre 1795 hin. Erst einige Jahrzehnte später, am 2. Juli 1826, wurde die Herz Jesu – Kirche durch den Bischof von Eichstätt, Johann Friedrich Oesterreicher, benediziert. Erwähnenswert bei diesem Bau ist das Schaffen des Velburger Bildhauers und damaligen Bürgermeisters Joseph Däntl. Er fertigte die Baupläne und auch die Entwürfe und Ausführung der beiden Seitenaltäre, der Kanzel, des Kommuniongitters, der Kirchenstühle und des Orgelgehäuses stammen aus seiner Hand.
Die Kirche ist dem klassizistischen Baustil (Empire – Stil) zuzurechnen. Der Rokoko – Hochaltar aus der vorangegangenen Kirchenerweiterung wurde von Bildhauer Adam Bittner aus Freystadt umgearbeitet und der neuen Einrichtung angepasst. Die Deckenfresken schuf Lorenz Joseph Forster. Im großen Fresko ist die Verehrung des hl. Herzen Jesu durch die Stände zu sehen, in den Medaillons Szenen aus der Hl. Schrift. Im Chor ist das Original von Forster von einem unbekannten Maler mit der Darstellung des Abendmahls übermalt worden. Votivbilder und Kerzen im Presbyterium zeigen von gläubiger Herz Jesu Verehrung oder empfangener Hilfe.
Letzte bauliche Maßnahme war 1854 der Bau eines achteckigen Turmes über der Grabkapelle, ähnlich dem Türmchen auf dem Oktogon. Die Glocke für diesen Turm, die erstmals beim Herz Jesu – Fest am 23. Juni 1854 geläutet wurde, stiftete die Bürgersfrau Barbara Kern. Im Jahre 1979 ließ die Pfarrei einen neuen Volksaltar aufstellen, weswegen das Kommuniongitter entfernt werden musste. 1996 wurden die beiden künstlerisch und historisch wertvollen Buntglasfenster mit den Darstellungen der Diözesanheiligen St. Willibald und St. Walburga, die bei der Renovierung 1966 entfernt worden waren, wiedereingesetzt.
Heute ist es etwas stiller um die Wallfahrt geworden. Die großen Wallfahrtsströme, wie aus früherer Zeit berichtet, gibt es nicht mehr. Doch steht das Bergheiligtum nach wie vor stark im Bewusstsein der Bevölkerung und wird immer noch von vielen Menschen besucht. Auch Wallfahrten sind wieder zum festen Brauch geworden: im Januar die Friedenswallfahrt der Pfarrei Velburg; am Herz Jesu – Fest, das alljährlich festlich gefeiert wird, die Sternwallfahrt der zum Dekanat Velburg gehörenden Pfarreien und Wallfahrtszüge aus Holzheim, Möning und Woffenbach; im September Fußgruppen aus Allersburg und Kirchenehrenbach im Frankenland. Allmonatlich am Herz Jesu Freitag wird in der Kirche eine Messe gefeiert und gerne lassen sich junge Brautpaare in der schönen Wallfahrtskirche trauen.
Seit 2022 hat die Pfarrei Velburg als Träger der Einrichtung mit Schwester Lumina auch wieder eine Eremitin an der Wallfahrtstätte, die im Mesnerhaus wohnt und sich um den Erhalt und die Spiritualität des Gnadenortes annimmt.