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Oberwiesenacker

Ansicht der Burg
Drohnenaufnahme Velburg Stadt und Burg bei Sonnenuntergang
Drohnenaufnahme Panorama Velburg Stadt und Burg
Drohnenaufnahme Schwarze Laber Flussverlauf

Oberwiesenacker

Geographische und politische Einordnung

Wiesenacker ist der gemeinsame Name der beiden nebeneinander gelegenen Orte Oberwiesenacker und Unterwiesenacker. Beide Ortsteile sind ländlich geprägter Natur und ca. 15 km östlich von der Kreisstadt Neumarkt i. d. OPf. zu finden. Als Trennlinie führt die Staatsstraße 2240 von Neumarkt kommend in Richtung Utzenhofen - Kastl. Das Gebiet gehört zum Bayerischen Jura und liegt etwa 490 m über dem Meeresspiegel am östlichen Rand der Schwarzen Laaber. Direkt neben Unterwiesenacker liegt der Schanzberg mit 583 m. Politisch gehören die beiden Orte mit ihrem früheren Gemeindegebiet (mit Ausnahme der Orte Hilzhofen und Habertshofen, welche nach Pilsach kamen) seit 1978 im Zuge der Gemeindegebietsreform zur Stadt Velburg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz.

Der Ort kann auf eine lange Geschichte zurückblicken: Im Jahr 1159 erstmals schriftlich genannt, erinnern noch die Namen Schanzberg, Hofberg oder Lüttzelburg an die Zeit vor einigen hundert Jahren. Beeindruckend kommt auch das riesige Areal des Steinbruches bei Unterweickenhof daher, in dem der einzige heimische Bodenschatz, der Jurakalkstein, abgebaut wird.

Geschichte

Die keltische Ringwallanlage bei Unterwiesenacker (Schanz) und Grabfunde aus der frühen Eisenzeit deuten auf eine frühe Besiedelung dieser Gegend. Nach Prof. Bacherler erfolgte die Gründung der Siedlungen der jetzigen Gemeinde Oberwiesenacker im 7. -8. Jahrhundert durch Wese (Wiesenacker), Wico (Weickenhof), Hilt (Hilzhofen) und Heribert (Habertshofen). Erstmals wurde sie im Jahre 1159 urkundlich erwähnt. Von ehemaligen Burgen bei Unterwiesenacker, Habsberg und auf der Lützelburg sind kaum noch Reste vorhanden, von Bedeutung ist lediglich die Rokokokirche auf dem Habsberg. Die städtebauliche Grundform sämtlicher Ortsteile ist das Haufendorf, welches noch heute für deren Erscheinungsbilder bestimmend ist. Daran sollte für den Ortsteil Oberwiesenacker die Ausweisung eines 1,3 ha großen allgemeinen Wohngebietes im Jahre 1971 nichts ändern.

Von 1958 - 1973 befand sich im Ort eine zweiklassige Volksschule, die im Zuge der Schulreform aufgelöst wurde. Heute gehören die Ortsteile Ober- und Unterwiesenacker sowie Ober- und Unterweickenhof dem Schulverband Velburg, die Ortsteile Hilzhofen und Habertshofen dem Verband Pilsach an. Das leerstehende Schulhaus wurde zu einem Kindergarten umgebaut. Im Gebiet von Wiesenacker lässt sich eine Konzentration historischer Bodendenkmäler feststellen: Im "Reisling" liegt ein bronzezeitliches Gräberfeld, auf der "Lützelburg" befindet sich ein Ringwall, wahrscheinlich eine frühgeschichtliche Fliehburg. Über dem Ort Unterwiesenacker breitet sich weithin sichtbar der Ringwall des "Schanzberg" aus (ein frühgeschichtlicher Herrensitz?) und darunter im Tal der Burgstall "Hofberg". Allein diese Denkmäler bezeugen eine Besiedlung von 1200 v.Chr. bis ins Hochmittelalter, also zweieinhalb Jahrtausende.

Das Land um den Habsberg war unter dem Herzog Tassilo III. (748-788) zugehörig zum Königshof Lauterhofen. Mit diesem wurde es ab 788 fränkisches Reichsgut und später Teil der Grafschaft Kastl. Graf Friedrich von Kastl-Habsberg war einer der drei Stifter des Klosters Kastl. Als sein Sohn Otto, Graf von Habsberg, 1108 ohne Erben starb, fiel sein Besitz als Reichsgut an den deutschen König Heinrich V., der es seiner Schwester Agnes übertrug, die es dann in 2. Ehe ihrem Gemahl, dem Babenberger Markgrafen Leopold von Österreich, zubrachte. Dessen Sohn Heinrich 'Jasomirgott' schenkte den "Habesperc" 1159 mit allen Zugehörungen dem Kloster Kastl.

Der Burgstall "Hofberg", auch "alte Kirche" genannt, weil sich bis ins 19. Jh. dort eine kleine Kapelle befand, war ursprünglich Sitz von Ministerialen des Ostmarkgrafen. Als erster tritt ein Adelvolch de Wesenaer' auf. Nach dem Aussterben der Kastler Grafen erbten die Hirschberger diesen Besitz. Als deren Vasall wird ein Ulrich von Wesenacker genannt, als er mit seinem Verwandten Seyfrid Schweppermann 1295 dem Katharinenhospital zu Regensburg ein Gut zu Nattershofen schenkt. Der mitbeteiligte Friedrich von Wesenacker dürfte ein Sohn des Spenders gewesen sein. Als im Jahre 1305 die Grafen von Hirschberg ausstarben, übernahmen die Ehrenfelser auf Helfenberg die Güter um den Habsberg. Für die Zeit ab 1305 werden als Wiesenacker aufgeführt: Ulrich von Wiesenacker (1334), Walther v.W. (1329), Konrad der Wesenachrär (1343), Rudiger (1346), Albrecht Walther (1420), der im Zweikampf getötet worden sein soll. Für ihn wurde bei dem Dorf Raitenbuch b. Hohenfels eine Gedenksäule errichtet.

Der Schanzberg bei Oberwiesenacker

Topographisch herausragende Positionen waren schon seit jeher gesuchte Standorte für Befestigungen. Die markantesten Beispiele sind die mittelalterlichen Ritterburgen. Weniger auffällig sind in der Regel die Burgställe, die gerade in der Frankenalb häufig vorkommen, so auch am Kalvariberg bei Unterwiesenacker, gegenüber dem Schanzberg (583 hm). Wallanlagen aus vorrömischer Zeit sind auf dem Jura ebenfalls keine seltene Erscheinung und weisen auf eine relativ dichte Besiedlung dieses Raumes über einen großen Zeitraum hinweg. Zu den wichtigsten und größten keltischen Wallanlagen zählen die Heuneburg über der oberen Donau bei Sigmaringen am Südrand der Schwäbischen Alb, die Gelbe Burg auf dem Hahnenkamm, am Albtrauf südlich von Gunzenhausen, oder der Michelsberg, das keltische Alkimoenis, zwischen Donau und Altmühl oberhalb von Kelheim.

Die Wallanlage bei Oberwiesenacker steht ebenfalls auf einem, das Umland überragenden Standort, mit weitem Blick über das obere Tal der Schwarzen Laber, das sicherlich als wichtiges Durchzugsgebiet anzusehen ist. Auch aus landschaftsgeschichtlicher Sicht steht diese Anlage an interessanter Stelle. Von hier aus sind die drei großen geologischen Formationen der Jura-Zeit zu erkennen. Die Laber fließt unten im Tale auf der stauenden Schicht des Opalinustons, der als älteste Schicht des Braunen Juras (Dogger Alpha), den Schwarzen Jura (Lias, auch Unterer Jura) vom Braunen Jura (Dogger, auch Mittlerer Jura) trennt. Die typischen ockergelb gefärbten Eisensandsteine des Dogger Beta bilden die unteren Hangpartien des Laabertals. In sie sind vielerorts die bekannten Felsenkeller eingehauen, so unterhalb dem Schanzberg bei bei Oberwiesenacker oder auch in der Nähe von Dietkirchen. Die Kalksteine des Weißen Jura (Malm, auch Oberer Jura) bilden die höchsten Partien des Raumes, oft mit bizarren Felsen. Ein sehr interessantes Felsgebilde ist auf der Oberfläche des Schanzberges entstanden.

Zwei weitere, geographisch wichtige Übergangsbereiche sind hier im Blickfeld: der Übergang zwischen dem Seichten zum Tiefen Karst sowie die europäische Wasserscheide, mit der zur Donau und damit zum Schwarzen Meer fließenden Schwarzen Laber und der Lauterach sowie den vielen Quellflüssen der Schwarzach, die über Regnitz, Main und Rhein zur Nordsee fließen.

Zahlen, Daten, Fakten

  • Einwohnerzahlen: 684 (Stand 1/2024)
  • Fläche: 1452 ha
  • Höhe des Ortes: 511 hm
  • Höchste Erhebung: Habsberg mit 619 hm
  • Zugehörige Orte: Auf der Haid, Gehermühle, Habsberg, Oberweickenhof, Richthof, Unterweickenhof, Unterwiesenacker, Weickenhammer
  • Sehenswürdigkeiten: Schanzberg, Jura-Golf-Park, Wallfahrtskirche Habsberg, (Wald)Friedhof Habsberg mit schmiedeeisernen Kreuzen, Haus am Habsberg, Pfarrkirche Mariä Geburt Oberwiesenacker, Kapelle St. Laurentius Unterweickenhof, Kapelle Oberweickenhof

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